Der IZEG-Brandversuch 2021
Brandschutz: Sicherheit an erster Stelle
Der Brandversuch des Informationszentrums Entwässerungstechnik Guss e.V. (IZEG) zeigt: Aktuell gültige Prüfnormen von Abflussrohren sind unzureichend und wiegen die Öffentlichkeit in falscher Sicherheit.
Video: Zentrale Ergebnisse – schnell & kompakt.
Ergebnis für gusseiserne Abflussrohrsysteme:
100 % Raumabschluss, 100 % Sicherheit
- Sicherer Raumabschluss in alle Richtungen
- Keine Rauchentwicklung in anliegenden Räumen
- Keine Flammenbildung im unteren Raum
- Keine unzulässige Temperaturweiterleitung
- Keine Öffnung bzw. kein Abreißen der Leitung
Ausgangspunkt
Wenn wir uns in Deutschland in einem mehrstöckigen Gebäude aufhalten, verlassen wir uns darauf, dass das Gebäude und seine Ausstattung so weit wie möglich sicher sind. Schließlich gelten hierzulande strenge Auflagen für die Sicherheit von Gebäuden, auch beim vorbeugenden baulichen Brandschutz.
Gebäude werden in Deutschland nach Gebäudeklassen eingeteilt. Vor allem höhere Gebäude (Gebäudeklassen 4 und 5, d. h. Gebäude ab 7 m bzw. 13 m Höhe gemäß § 2 Abs. 3 Nr. 4 und 5 Musterbauordnung – MBO) werden je nach Raumanforderungen in Brandabschnitte unterteilt. Der Brandschutz genießt höchste Priorität und wird durch eine Vielzahl rechtlicher Normen geregelt. Falls ein Feuer ausbricht, sollte dafür gesorgt sein, dass es sich innerhalb gewisser Zeiten nicht auf andere Brandabschnitte ausbreitet. Dies gilt in alle Richtungen: seitlich, nach oben und nach unten.
Unvollständige Prüfnormen wiegen in falscher Sicherheit
Brandschutztechnische Anforderungen an Abwasserleitungen
MUSTERBAUORDNUNG
- Haustechnische Installationen, wie Abflussrohrleitungen, durchqueren häufig die Wände und Decken von Brandabschnitten. Hier verlangt § 40 Abs. 1 MBO, dass derartige Leitungen durch raumabschließende Bauteile (Wände und Decken), für die eine Feuerwiderstandsfähigkeit vorgeschrieben ist, nur hindurchgeführt werden dürfen, wenn eine Brandausbreitung ausreichend lang nicht zu befürchten ist.
- Zwischendecken müssen gem. § 31 MBO als raumabschließende Bauteile in Gebäudeklasse 5 feuerbeständig, und in Gebäudeklasse 4 hochfeuerhemmend ausgebildet sein. Dies bedeutet, dass feuerbeständige Bauteile einem Brand 90 Minuten, und hochfeuerhemmende Bauteile einem Brand 60 Minuten standhalten müssen (DIN 4102-2:1977-09).
- Folglich müssen auch bestimmte Leitungen bzw. ihre Abschottungen die gleiche Feuerwiderstandsfähigkeit aufweisen (MLAR 2015, Ziffer 4.1). Nur mit der gleichen Feuerwiderstandsfähigkeit ist die notwendige Sicherheit des Brandabschlusses erreichbar.
Prüfung der Brandschutzsicherheit
MVV-TB
Die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV-TB) regelt für die Anforderungen an den Raumabschluss im Brandfall, dass die geforderte Feuerwiderstandfähigkeit von Teilen baulicher Anlagen für jede der möglichen Brandeinwirkungsrichtungen (z. B. sowohl von innen nach außen als auch von außen nach innen sowie sowohl von oben nach unten als auch von unten nach oben) gewährleistet sein muss (A 2.1.3.3. MVV-TB).
DIN EN 1366-3 WEICHT VON DEN ANFORDERUNGEN AB
Ob ein sicherer Brandschutz gegeben ist, muss durch entsprechende Versuche nachgewiesen werden. Die maßgebliche Prüfnorm DIN EN 1366-3 verlangt indessen für Deckenabschottungen für Abflussrohrleitungen lediglich eine Prüfung nach oben, jedoch nicht nach unten. Die Prüfnorm stellt ausdrücklich fest, dass das Risiko einer Brandausbreitung nach unten mit dem darin geregelten Testverfahren nicht beurteilt werden kann.
Ziel des IZEG-Brandversuchs
Als verantwortungsbewusste Fachinstitution für Entwässerungstechnik aus Guss sind wir stets an höchster Sicherheit und höchsten Qualitätsstandards von Entwässerungsprodukten interessiert. Daher haben wir zusammen mit führenden Herstellern von gusseisernen Abflussrohrsystemen den IZEG-Brandversuch durchgeführt.
Unser Ziel war es, herauszufinden, wie gut verschiedene Abflussrohr- und dazugehörige Abschottungssysteme die Brandprüfung nicht nur nach oben, sondern auch nach unten bestehen. Dieser orientierende Brandversuch wurde am 05. Februar 2021 an der akkreditierten Materialprüfanstalt in Braunschweig durchgeführt.

» Informationen zur MPA Braunschweig unter mpa.tu-braunschweig.de
Die Fragestellung – Raumabschluss im Brandfall auf dem Prüfstand
Die verschiedenen Abflussrohrsysteme mit zugelassenen Rohrabschottungen wurden auf das Verhalten und die Eignung im Brandfall geprüft. Im Fokus der Untersuchung stand die Wirkung auf den in der Musterbauordnung und darauf aufbauenden normkonkretisierenden Verwaltungsvorschriften geforderten Raumabschluss von Decken, insbesondere der Kategorien „feuerbeständig“ und „hochfeuerhemmend“. Dabei wurde der IZEG-Brandversuch unter folgenden Fragestellungen durchgeführt:
A) Prüfung auf durchgängige Erhaltung des Raumabschlusses über die Prüfdauer von 90 Minuten
B) Bewertung der Rauchentwicklung außerhalb des Brandraums
C) Beobachtung möglicher Flammenbildung im unteren Raum
D) Prüfung der Temperaturweiterleitung zu anliegenden Räumen auf unzulässige Erhöhung
Besonders wichtig war dabei die Einhaltung der Kriterien der Prüfnormen, wenn man sie – wie gegenwärtig nicht vorgeschrieben - analog auf die Brandwirkung nach unten anwendet.
Versuchsaufbau
Die Installation von einem gusseisernen SML-Abflussrohrsystem und verschiedenen Abflussrohrsystemen aus Kunststoff erfolgte in einem Versuchsaufbau mit drei Geschossen. Die Fallleitungen der Rohrsysteme durchliefen einen Raum, in dem ein Brand gemäß der Einheitstemperaturkurve erzeugt wurde. Die Leitungen durchdrangen dabei eine Decke nach oben ins Freie und einen Fußboden nach unten, wo sie dann in einem waagerecht verlaufenden Verzug endeten.

Untersuchte Abflussrohr- und Abschottungssysteme
- REHAU RAUPIANO PLUS
Abwasserrohre und Formstücke nach abZ Z-42.1-223 des Herstellers REHAU, installiert mit Rohrmanschette REHAU Plus abZ Z-19.17-1662 nach den Vorgaben der aBG System REHAU Plus aBG Z-19.53-2459 - POLO-KAL XS
Abwasserrohre und Formstücke nach abZ Z-42.1-506 des Herstellers POLOPLAST, installiert mit Rohrmanschette System POLO-BSM F nach den Vorgaben der aBG Z-19.53-2306 - Geberit Silent-Pro
Abwasserrohre und Formteile nach abZ Z-42.1-542, installiert mit System Geberit Rohrschott 90 Plus EN nach den Vorgaben der abZ Z-19.53-2236 - Wavin AS
Abwasserrohre und Formstücke nach abZ Z-41.1-228, R90 Wavin installiert mit System BM-R90 nach den Vorgaben der aBG Z-19.53-2307 - Geberit Silent db20
Abwasserrohre und Formstücke nach abZ Z-42.1-265, installiert mit System Geberit Rohrschott 90 Plus nach den Vorgaben der abZ Z-19.17-1927 - SML: Düker SML, SAINT-GOBAIN HES PAM-GLOBAL® S, PREIS® SML
Abflussrohre, Formstücke und Verbindungen nach DIN EN 877, installiert mit Rohrabschottungen mit ROCKWOOL Klimarock nach abP P-3725/4130-MPA BS






Ergebnisse unterhalb des Brandraumes

Einhaltung der analog angewendeten Prüfkriterien
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REHAU RAUPIANO PLUS | POLO-KAL XS | GEBERIT SILENT-PRO | WAVIN AS | GEBERIT SILENT DB20 | SML (DÜKER, PAM-GLOBAL®, PREIS®) |
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Abreissen / Öffnung der Leitung |
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Rauchentwicklung |
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Verlust des Raumabschlusses zum unteren Raum |
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Flammenbildung |
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Unzulässige Temperaturweiterleitung |
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Brennendes Abfallen von Bestandteilen |
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Ergebnisse oberhalb des Brandraumes: Alle geprüften Rohrsysteme konnten die Abschottungsrichtlinen einhalten.